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Julia redet Klartext- Die Menstruationstasse.

Heute möchte ich mit euch über ein Produkt reden, dass ich in den letzten paar Monaten getestet habe. Ich habe einige Monate zum Testen gebraucht, weil es etwas ist, dass Frau nicht so oft benutzt- genaugenommen einmal im Monat. Richtig! Ich spreche von der Menstruationstasse. Wer zart besaitet ist, sollte hier vielleicht aufhören zu lesen, denn ich benutze keine vorsichtigen Umschreibungen. Ich sage, wie es ist.

Ich habe von dieser ominösen Tasse das erste Mal gehört, als sich zwei meiner Freundinnen darüber unterhielten. Zuerst fand ich den Gedanken abstoßend- Eine Tasse, die man sich in die Vagina steckt, die alles auffängt, die man dann auswäscht und immer wieder benutzen kann? Uargh. (Zumal die Tasse in meiner Vorstellung aussah wie eine Tasse vom Teeservice. Mit Henkel und Blumenornamenten!) Doch ich ertappte mich immer wieder dabei, wie ich über die Tasse nachdachte, und zwar ziemlich genau einmal im Monat. Ich fing an, Artikel darüber zu lesen und Videos darüber zu schauen.

Als ich eines Tages in einem Whatsapp-Chat mit zwei Freunden, einem Mann und einer Frau, diese Menstruationstassen-Thematik aufkommen ließ, reagierte die Dame unterstützend und gelassen und fand es super, dass ich darüber nachdachte, so etwas mal auszuprobieren. Der männliche Freund hingegen reagierte wahnsinnig angeekelt und fand es absolut abartig. Als ich dann, zwei Tage später, dasselbe Thema beim Mittagessen mit der Familie ansprach, war ich überrascht, dass von allen Seiten Ekel und (vom Freund meiner Schwester) sogar regelrechtes Entsetzen die Reaktion war. Sogar meine Mutter fand die Vorstellung, bei der Monatsblutung eine Tasse zu benutzen, total eklig. 

Darum hier noch mal ein kurzer Hinweis:

Liebe Menschen, egal ob männlich oder weiblich: 

Einmal im Monat haben Frauen ihre Regelblutung. Aufgrund eines Zyklusses, der zur Fortpflanzung dient, baut sich jeden Monat die Gebärmutterschleimhaut (ja, richtig! SCHLEIMHAUT!) zu einem Eibett auf, um eine befruchtete Eizelle mit Nährstoffen zu versorgen. Bleibt die Eizelle jedoch unbefruchtet, ist dieses Eibett überflüssig und baut sich wieder ab. Der einzige Weg raus ist für diese Mixtur aus Blut und Schleimhäuten durch die Vagina. Und deswegen haben Frauen Blutungen. Dies ist übrigens nicht gerade selten verbunden mit Unterleibschmerzen, weil der Körper mit Kontraktionen versucht, die Ausscheidung zu beschleunigen. Und deswegen haben Frauen Unterleibschmerzen.

Die am häufigsten gewählten Optionen, um das Blut aufzufangen, sind Tampons und Binden. Einwegbinden gibt es übrigens erst seit Ende des 19. Jahrhunderts und Tampons gar erst seit den 1950ern. Davor haben Frauen sich ihre Auffangmöglichkeiten selbst gebastelt, mit Gürtelkonstruktionen, an denen man Stoffstücke festmachen konnte und in den einfachen Volksschichten haben sie es sogar einfach laufen lassen. Unfassbar, oder? Frauen bluten schon immer! Eigentlich sollte es doch das Normalste auf der Welt sein, dass Frauen ihre Tage haben. Aber leider merke ich immer wieder, dass die meisten Männer und leider leider leider (!!!) auch einige Frauen immer noch beschämt (oder angeekelt und entsetzt) reagieren, wenn man offen über Menstruation spricht. 

Durch diese zwei Vorfälle, die mich regelrecht wütend gemacht haben, dass Männer sich so anstellen, wenn es um die Monatsblutung geht und dass sie geradezu wegrennen, wenn man das Wort „Gebärmutterschleimhaut“ ausspricht, habe ich bei DM auch ohne zu zögern sofort eine Menstruationstasse in den Einkaufskorb gepackt, als ich sah, dass es dort eine gibt. 

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Hier dann mal die Tasse. Zwar mit Henkel, aber nicht ganz so wie bei einer Kaffeetasse.

Erst einmal noch kurz ein paar Basics: Eine Menstruationstasse wird aus Silikon hergestellt und ist ein kleiner Becher. Dieser wird in die Vagina eingeführt, faltet sich aus und fängt dort das Menstruationsblut auf. Dadurch, dass er einfach ausgeleert, ausgewaschen und wieder eingeführt werden kann, ist er wesentlich umweltfreundlicher als Tampons oder Binden. Außerdem ist er nicht mit irgendwelchen Chemikalien behandelt, was ihn sehr verträglich für die vaginale Flora macht. Nach der Periode kann man die Tasse einfach mit heißem Wasser abkochen und somit desinfizieren. Die Tasse ist zwar in ihrer Anschaffung etwas teurer (die Preise variieren zwischen 15 und 25€), aber in etwa einem Jahr hat man diese Ausgabe auch wieder raus, wenn man das Geld bei Tampons oder Binden spart.

Ich habe mir also eine MeLuna-Tasse von DM für 15.95€ gekauft. Leider musste ich dann noch drei Wochen warten, ehe ich sie austesten konnte. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich meine Tage nicht früh genug kriegen konnte, so gern wollte ich sie ausprobieren. Ich habe die Größe M gewählt. Es gibt S, M und L, je nachdem, wie stark die Blutungen sind und ob man bereits Kinder bekommen hat. Die Tasse kommt mit einer Anleitung und einem praktischen Stoffbeutel, in dem man sie aufbewahren kann, wenn man sie gerade nicht braucht.dsc00438

Und dann war der Tag da. Das erste Einführen war etwas komisch. Sie lässt sich problemlos zusammenfalten und auch das Einführen an sich war kein Problem. Aber ich stellte mir dann die Frage: Wie tief muss das Ding eigentlich rein? Nur so, dass der Henkel noch rausguckt und ich ihn problemlos greifen und rausziehen kann oder richtig tief, damit (fragt hier bitte nicht nach meiner Logik) auch wirklich nichts vorbeigeht? Die ersten zwei Tage entschied ich mich eindeutig für die falsche Variante. Ich schob die Tasse viel zu weit rein, so dass es jedes Mal ein Kampf war, den Griff zwischen die Finger zu bekommen und rauszuziehen. Da ich aber natürlich erstmal wissen wollte, ob sie denn wirklich was auffängt, hab ich sie ständig rausgeholt. Tatsächlich, da hatte sich ein bisschen Schleim und Blut gesammelt, aber es war doch auch ein bisschen was daneben gegangen, weswegen ich vorsichtshalber auch eine Binde benutzt habe. Aber wie ich schon sagte: Ich hatte die Tasse ja auch viel zu tief eingeführt. Als ich dann den Dreh raus hatte, war auch absolut alles dicht. Ich habe sie nicht gespürt und es war wirklich angenehm zu tragen (so angenehm, wie eben irgendetwas sein kann, wenn man ständig Krämpfe im Unterleib hat). Ich habe mir dann angewöhnt, sie einzuführen und dann ein klein wenig zurückzuziehen, sodass sie im ausgeklappten Zustand (und somit mit Unterdruck) in die richtige Position gezogen wird und nichts mehr dran vorbeikommen kann.

Was ich nicht so angenehm finde, ist das rausziehen. Der obere, dicke Rand der Tasse stellt schon eine kleine Hürde dar, die ein bisschen wehtut. Das ist beim Tampon weicher und angenehmer. Für mich war es auch überhaupt kein Problem, zu sehen, was sich da so angesammelt hat. Es kommt aus meinem Körper und ist für mich somit etwas ganz Normales. Da meine Periode dank der Pille sowieso nicht so stark ist, war es immer nur ein wenig Blut, verdünnt mit Schleim und Urin. Denn auch der fängt sich natürlich auf seinem Weg nach draußen in der Tasse auf. Beim Pinkeln selbst war die Tasse übrigens auch überhaupt kein Problem. Manchmal ist es beim Tampon ja so, dass er nicht ganz perfekt sitzt und man dann viel mehr Druck aufbringen muss, um überhaupt pinkeln zu können. Nicht bei der Tasse, da war das alles gar kein Problem. Eine der Personen, die die Tasse eklig fanden, zählten als Argument auch auf, dass die Finger schmutzig werden, wenn man die Tasse aus- und einführt. Dabei ist das doch beim Tampon genauso, oder mache ich seit Jahren etwas falsch? Und beim Rausziehen muss man doch auch den Faden anfassen, der ja auch eventuell angepinkelt wurde? Aber nun ja, das waren nur ein paar Gedanken am Rande. 

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So elastisch ist dieses Silkonbecherchen. Noch ein weiteres Mal gefaltet lässt sie sich problemlos einführen.

Die Tasse habe ich dann in die Toilette ausgeschüttet und im Waschbecken ausgespült und wieder eingeführt. Es dauert vielleicht eine Minute länger als einen Tampon zu wechseln, aber ich habe das überhaupt nicht als Problem gesehen. Ich habe die Tasse auch schon auf öffentlichen Toiletten gewechselt. Es reicht auch vollkommen aus, die Tasse kurz mit einem bisschen Klopapier auszuwischen und wieder einzuführen. Man sollte das nur eben nicht ständig machen. 

Am Ende der Periode habe ich die Tasse dann einfach in einem Gefäß mit kochendem Wasser übergossen und mit dem Wasser abkühlen lassen. Auch das war keine große Sache. 

Allerdings hat die MeLuna ein großes Manko, von dem ich auch mittlerweile schon in einigen Blogs gelesen habe: Sie verformt sich. Meine Tasse hat jetzt nach dreimaliger (also drei Perioden) Benutzung statt einer runden eine leicht ovale Öffnung. Ich gleiche das aus, indem ich sie jetzt immer in die andere Richtung falte, sodass sie vielleicht wieder rund wird. Bisher ist nichts daneben gegangen, aber ich bin mir nicht sicher, ob das so sein soll. 

Fazit:

Bei Tampons fand ich immer problematisch, dass ich befürchtete, dass nicht alles rauskommen kann, was raus müsste. Bei der Binde mochte ich nicht, dass ich sie immer in der Hose spüren konnte. Deswegen hielt ich die Menstruationstasse für eine gute Alternative. Außerdem ist es super, dass man sie auch einfach schon vorher tragen kann, wenn man denkt, dass man demnächst seine Tage bekommt. So gibt es keine bösen Überraschungen und panische Tamponkäufe, die wiederum dazu führen, dass man eine Tamponsammlung zuhause hat, mit der man bis zum Rest seines Lebens auskommen könnte. Außerdem sind Tampons nachweislich austrocknend für die Vagina, was nicht so gesund ist. Die Menstruationstasse aus klinischem Silikon ist ohne Chemikalien viel verträglicher.

In der Handhabung ist sie ein wenig komplizierter als ein Tampon oder eine Binde, aber ich denke, allein die Tatsache, dass sie wirklich dicht ist und man sich den Kauf von Tampon und Binde spart, ist sie eine lohnende Investition. Ich stelle mir die Tasse auch extrem praktisch auf Reisen vor, wenn man nur einen beschränkten Stauraum hat.

Ich werde die Tasse auf jeden Fall weiterhin benutzen. Es ist ja auch nicht so, als müsse man sich bis an sein Lebensende für eine Sache entscheiden. Zum Beispiel dieses Mal benutze ich wieder Tampons, einfach, weil ich die Tasse gerade nicht griffbereit hatte, Tampons aber schon. Aber alles in allem: Es lohnt sich, die Summe auszugeben für etwas, das man wirklich gebrauchen kann. Und eklig ist es wirklich überhaupt nicht- sondern ganz normal.

Wie ist das bei euch? Habt ihr Erfahrung mit der Menstruationstasse? Wäret ihr interessiert, sie auch einmal auszuprobieren? Oder findet ihr das auch total eklig? Wo seht ihr die Vorteile bei Tampons und Binden? Ich bin wirklich wahnsinnig gespannt auf eure Kommentare!

 

 

 

 

Ein Kommentar zu „Julia redet Klartext- Die Menstruationstasse.

  1. Danke für den Bericht! Sehr spannend! Leider wäre es mir zu unangenehm an der Arbeit die Tasse zu benutzen. Tasse ausleeren im Klo, raus aus dem Klo zum Waschbecken (wo auch jederzeit andere rein kommen), rein wieder ins Klo und einsetzen. Ich weiß es ist albern- es ist ja normal seine Tage zu haben- aber das auswaschen im öffentlichen Waschbecken finde ich trotzdem komisch. Für den Einsatz zu Hause finde ich es eine gute Alternative.

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